Es war Vilém Flusser, der 1985 in seinem schmalem Bändchen „Ins Universum der technischen Bilder" eine Bildtheorie vorstellte, die sich deutlich von den traditionellen Bildern abgrenzte, die er als intellektuelle, menschengemachte Übersetzungen verstand. Die auf diese These hinführenden fünf Stufen der Kulturgeschichte münden in die Idee,dass die Menschheit die abstrakteste Stufe der Kulturgeschichte erreicht habe, die "Nulldimensionalität". Die in dieser "Dimension" aus Pixeln zusammengesetzten und verdichteten Formen könnten nicht mehr begriffen und verstanden, sondern nur berechnet werden In diesem Seminar soll nun versucht werden, anhand einiger avancierter "technischer" Bilder zu untersuchen, ob nicht eine neue Dimension der Welt- und Wirklichkeitswahrnehmbarkeit gerade in und "hinter" solchen Bildern aufscheint, welche die begrifflichen Sperren unterläuft und einen Realismus der zweiten Art generiert - also ein "Überschuss" aus visuellen Informationen entsteht, der strikt außersprachlich ist. Von "Immersion" könnte man reden und von einer technisch verweigerten Sicherheit des Betrachterstandpunktes. Wir reden über Dokumentarfilme, die, in ihrer ohnehin zu hinterfragenden Idee der "Abbildung der Realität", nun durch die Technik, einen Realismus der zweiten Art erschaffen.
Werner Ružicka war bis 2018 Leiter der Duisburger Filmwoche.
Blockseminar 14. – 17. Januar 2020 11 – 17 Uhr, Kino Finkenau, Büro Danquart