"Doch unten, wo der Putz zu bröckeln beginnt, wo verschämte Rinnsale Kleenex-sauberer Menschenärsche zu stinkenden Kloaken zusammenfliesen, da leben die Ratten, wild wuchernd und fröhlich, schon lange. Sie sprechen eine neue Sprache. Und wenn diese Sprache durchbricht, ans Tageslicht stößt, wird gesagt nicht mehr getan sein, schwarz auf weiß nicht mehr klipp und klar sein, alt und neu wird ein Ding sein. Krüppel, Schwule, Säufer, Junkies, Spaghettifresser, Neger, Bombenleger, Brandstifter, Vagabunden, Knackis, Frauen und alle Traumtänzer werden zusammenströmen zur Verbrennung der Väter.“
(Originaltext aus dem Film „Züri brännt“)
Kulturaufstand gegen etabliertes Wohlgefühl deutscher Opernhäuser und Besetzung der leer stehenden Bürgerhäuser wurde Jugendrevolte genannt. Die Mächtigen waren noch im Clinch mit den aufständischen Studenten und der illegal operierenden Roten Armee Fraktion oder des 2. Junis, als die Medienwerkstatt sich bereits mit den Bauern und Winzern solidarisierte und mit ihnen gegen das geplante Kernkraftwerk Wyhl protestierte, Punkvideos drehte und entschieden auf der einen Seite der Barrikaden mit den Hausbesetzer zu finden war und Filme drehte.
Mein filmpolitisches Leben ist festgehalten seit Mitte der 70iger Jahre, mit den Videos der Medienwerkstatt Freiburg, die ich mitbegründete. Wir waren Teil des gesellschaftlichen Aufbruchs NACH den studentischen Protesten der 68iger Generation, die ein neues Kapitel deutscher Befindlichkeit aufschlug. Noch waren die Schatten der Nazi Väter in Schule und Universität zu spüren, der Wirtschaftswunderzug brauste noch ungebremst über die westdeutschen Autobahnen, als in England der Punk aus der proletarischen „No Future“ Generation der britischen Industriezonen zu uns herüber schwappte und Einzug hielt in den Leerstand bester Wohnlagen deutscher Immobilienspekulation. Irgendwann waren wir dann Kult, das Kollektiv zerbrach – und jeder ging seiner eigenen Wege.