Deutschland 1997, 126 min., schwarz/weiß
Mostar, Sommer 1994. Zwei Bürgerkriege in drei Jahren haben die Stadt zerstört und zerrissen. Zuerst verteidigten Kroaten und Muslime die Stadt gegen die Serben, dann schossen die Kroaten auf die Muslime. Jetzt ist der Westen kroatisch, die Muslime leben eingeschlosssen im Osten. Zwischen ihnen eine unsichtbare Mauer mit einem Grenzübergang, den die Leute Checkpoint Charly nennen.
Die Ruhe an der Grenze ist trügerisch, der Friede brüchig und nur internationalem Druck zu verdanken. Als Administrator der Stadt wurde von der Europäischen Union der deutsche Sozialdemokrat Hans Koschnick eingesetzt. Zwei Jahre soll er bleiben, um ein zerstörtes Gemeinwesen wieder in Gang zu bringen.
Begleitet wurde Koschnick während dieser Zeit von Mirjam Quinte und Pepe Danquart. Sie berichten von dem Versuch, eine Stadt wiederzubeleben, in Schwarzweiß, in der Farbe und im Format der Wochenschauen. Ruhige Bilder von Menschen, in deren Gesichtern die tragischen Spuren des Krieges zum Ausdruck kommen. Sie zeugen von Nähe und Vertrauen, die während der zwei Jahre Drehzeit zwischen dem Filmteam und den Menschen entstanden.
Wenn die Menschen beginnen, ihr Leben zurückzugewinnen, hängt immer ein Schatten über dem Glück. Ein Fest, die Leute tanzen, drei Mädchen flanieren zur Neretva, der Krieg ist kurz vergessen, um mit einem Wort, einer Geste und einem Schritt in den Alltag zurückzukehren und sich dort festzukrallen. Der Film spannt den Bogen von der anfänglichen Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben über die ersten Erfolge bis zum Scheitern von Koschnicks Bemühungen. Während die Trümmer zur Seite geräumt werden, halten die ethnischen Säuberungen in den Stadtviertel an, wird die Teilung Mostars zementiert.
Nach dem Krieg ist vor dem Krieg.