Ein gastrosophisches Seminar für Hirn und Wanst Betrachtet man wie Peter Kubelka (Avantgarde-Filmemacher) Kochen als bildende Kunst, ist Film das ideale Medium seiner Darstellung. Kochen und Essen im Film sind symbolische Bedeutungsträger für die Darstellung zwischenmenschlicher Beziehungen, von Leidenschaft, absonderlichen Charakteren und oft gesellschaftlicher Entwicklungen oder Ideologien. Der Film nähert sich diesem Phänomen der Zusammenhänge zwischen Ernährung, Kultur und Gesellschaft ganz unterschiedlich: mal dokumentarisch („Mondovino“), mal satirisch („Eat the Rich“), mal anthropologisch („Tampopo“), symbolisch („The Cook the Thief His Wife & Her Lover“) oder amüsant philosophisch („Mein Essen mit André“). Ein Koch verändert Rohes auf der Basis von Rezepten in geschmacklich und stofflich andere Substanzen, wir nennen das Ergebnis Gerichte. So wollen wir es im Seminar auch halten. Praktisch Häuptlinge am eigenen Herd. Es werden Filme geschaut, Gerichte gekocht, Kochbücher vorgestellt, es wird in Küchen gefilmt, gegessen und anderen Meistern zugehört. Guten Appetit!
Die Bewegungen von Tahrir-Platz über Stuttgart 21 bis zu den Occupy-Aktionen machen deutlich, dass dem „Raum“ sowohl topografisch wie politisch neue Bedeutungen zukommen. Bemerkenswert auch, wie extensiv das Geschehen mit Handy-Kameras etc. dokumentiert ist. Der Raum als dokumentarisches Dispositiv: Dem soll in diesem Kurs nachgegangen werden. Nicht nur anhand einschlägiger Filme, sondern auch anderer Beispiele, die den Dokumentarfilm als Vermesser von Wirklichkeit zeigen, als bewegte Raumskulptur. Im Raume liest sich die Zeit.
Werner Ružička, 1947 geboren, studierte Germanistik, Philosophie und Sozialwissenschaften in Bochum, ehe er 1974 Leiter der kommunalen Filmarbeit in Bochum wurde. Neben verschiedenen Arbeiten für Fernsehen und Theater wirkte Ružicka zwischen 1978 und 1982 am dokumentarischen Langzeitprojekt „Prosper/Ebel – Eine Zeche und ihre Siedlung“ als Regisseur und Produktionsleiter mit. Seit 1985 leitet er die Duisburger Filmwoche, das Festival für den deutschsprachigen Dokumentarfilm. Außerdem leitete er beim Goethe-Institut Seminare zum Dokumentarfilm und ging Lehraufträgen u.a. an der HFF München und HfG Karlsruhe nach.
Danquart / Schoch Die Dokumentarfilmwoche Hamburg zeigt seit 2004 internationale Dokumentarfilme, ohne den Blick auch auf die kleinen regionalen Produktionen zu verlieren. Darüber hinaus werden jedes Jahr bewusst auch Filme ausgewählt, die ohne Fördermittel und Fernsehsender entstehen. In diesem Jahr mit einigen HFBK-Produktionen und einer Retrospektive über Thomas Harlan.
Am Beispiel von Filmen wie „Thomas Harlan – Wandersplitter“, „Lebens-Geschichte des Bergarbeiters Alfons S.“ oder der Serie „Dokumentarisch Arbeiten” sprechen wir über: die Bedeutung des Anfangs, wie Sprache zur Handlung wird, die Qualität der Pause, das Beiläufige, Improvisation und die Fähigkeit der Resonanz.
Biografisches zu Christoph Hübner: Geboren 1948 in Heidelberg, Abitur in Hamburg. Jurastudium in Heidelberg. 1971 Studium an der HFF Hochschule für Fernsehen und Film München. Von 1975 bis 1978 hatte Hübner eine Professor an der Filmklasse der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg inne. Seit 1975 ist Christoph Hübner zudem als Regisseur und Produzent tätig.
1978 wechselte er ins Ruhrgebiet, dort Gründung des RuhrFilmZentrums und der Christoph Hübner Filmproduktion. Schwerpunkte seiner Filme: Lebensgeschichten, das Ruhrgebiet, Künstler, das Filmemachen – oft in Zyklen.
Die Filme, die zumeist in Zusammenarbeit mit Gabriele Voss entstehen, werden im Fernsehen, aber auch im Kino gezeigt. Sie erhalten internationale Aufmerksamkeit und zahlreiche Preise, darunter den Adolf-Grimme-Preis, den Jugendfilmpreis Oberhausen, den Wittener Kunstpreis und den Spezial Award FFA Paris.
In Zusammenarbeit mit der Dokfilmwoche Hamburg, in deren diesjähriger Retrospektive das Werk des im letzten Jahr verstorbenen Thomas Harlan vorgestellt wird (u.a. eine vierstündige Version von Hübners Film „Wandersplitter“).
Licht, Handkamera und die Cadrage
Praktisches Kameraseminar
Thomas Plenert, geboren 1951 in Nauen, studierte zunächst an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam sowie der renommierten Filmhochschule in Lodz, Polen. Mit seiner Kameraarbeit bei hoch gelobten Dokumentarfilmen wie Jürgen Böttchers „Rangierer“ und „Die Mauer“ machte er sich sehr schnell einen Namen als einer der versiertesten Kameramänner des deutschen Kinos. Plenert hat darüber hinaus fast alle Filme von Volker Koepp fotografiert und durch seine lyrischen Bilder maßgeblich geprägt. Für seine Arbeit an Koepps „Kalte Heimat“ wurde er 1995 mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Den renommierten Grimme Preis bekam er für seine Arbeit mit Andreas Kleinerts Film „Kleine Frau“ („Polizeiruf 110“). Wenngleich er vor allem durch seine dokumentarischen Arbeiten zu Ruhm gekommen ist, arbeitet Plenert immer wieder auch als Spielfilm-Kameramann. So gab er etwa Jan Schüttes Obdachlosen-Drama „Fette Welt“ (1998) seinen rauen, naturalistischen „Look“. In diesem praktischen Kameraseminar stehen Licht und Handkamera – im Spiel– und Dokumentarfilm – im Fokus. Darüber hinaus werden wir uns mit der Bildauflösung (On Set) im dokumentarischen Film und über die konsequente Haltung der Cadrage durch einen Film beschäftigen.