Wie man mit Menschen migrantischer Herkunft besser nicht umgeht, führt uns das Beispiel der Lampedusa Flüchtlinge in Hamburg gerade direkt vor Augen. Individuelle Schicksale werden außer Acht gelassen, um die bürokratische »Festung Europa« nicht in Frage stellen zu müssen. Dabei stehen die Themen »Auswanderung«, »Fremdheit« und »Ausgrenzung« auch eng mit dem Medium Film in Verbindung: Wie das politische Exil oder die existentielle Erfahrung der Unbehaustheit hat auch das Kino wesentlich Anteil an der Conditio des 20. Jahrhunderts und erscheint daher als geeignete Kunstform, um moderne Migrationsphänomene zu reflektieren. Zudem konstituieren Bewegungsphasen wie Anfang, Wechsel und Ankunft sowohl die Auswanderung als auch Erzählstrukturen und technische Bedingungen des Filmischen. Im Seminar bearbeiten wir die vielfältigen Möglichkeiten und Problemstellungen (Filme als soziales Gewissen?), sich mit migrantischen Thematiken filmisch auseinanderzusetzen.
Im Bild sprechen, über das Bild hinweg sprechen, außerhalb des Bildes sprechen: Es gibt verschiedene Modi, den Registern der menschlichen Stimme im dokumentarischen Film Klang und Resonanz zu geben. Probleme gibt es spätestens dann, wenn man dem synästhetischen Verlegenheitsbegriff der ‚Filmsprache’ traut und glaubt, es gebe eine filmische Syntax, die irgendetwas mit Sprache zu tun habe. Bild und Sprache sind autonom; und nur entfernte Verwandte. Und auch die Rede von der ›Synchronität‹ – wenn sie auch im Sinne der Beglaubigung des Dokumentarischen gemeint war und ist – verdeckt, dass zum Beispiel Bild und Ton durchaus nicht gleichzeitig rezipiert werden, sondern sehr differente Wirkungswege kennen. Was im Ergebnis dazu führen kann, dass ein Film zwei Zeiten kennt: Die Hör-Zeit und die Seh-Zeit – mit irritierenden Interferenzen. Vor diesem Hintergrund sollen die verschiedenen Strategien untersucht werden, die gewählt wurden, um der Sprache und den Sprechenden filmischen Raum zu geben – wobei interessant sein wird, welchen Konjunkturen solche Optionen unterliegen. Dazu werden – durchaus auch ältere – Filmbeispiele gesehen und analysiert. Manchen werden wir den Ton rauben, anderen einen besseren geben. Und an den besten lernen, wie offen das Feld ist. Wie weit man noch gehen kann.
Danquart / Schoch
Die Dokumentarfilmwoche Hamburg zeigt seit 2003 internationale Dokumentarfilme, ohne den Blick auch auf die kleinen regionalen Produktionen zu verlieren. Darüber hinaus werden jedes Jahr bewusst auch Filme ausgewählt, die ohne Fördermittel und Fernsehsender entstehen.Wie bereits in den letzten Jahren geschehen, werden auch in diesem Jahr wieder einige HFBK-Produktionen an der Dokumentarfilmwoche teilnehmen.