Jetzt liegt der Süden nicht mehr vor - sondern hinter mir. Mein Projekt VOR MIR DER SÜDEN über das Italien von heute und den Gedanken von Pasolini aus den frühen 1960iger Jahren ist nun fertig geschnitten, gegraded und vertont. Der italienische Ko-Produzent schreibt dazu: 3.700 Kilometer Küste, ein Fiat Millecento und ein altes Reisetagebuch – das sind die Zutaten für Pepe Danquarts Dokumentarfilm „Vor mir der Süden“. Auf den Spuren des großen italienischen Denkers Pier Paolo Pasolini gewinnt er tiefe Einblicke in die soziale Wirklichkeit des heutigen Italiens. Das Land ist massiv geprägt von der Globalisierung und dem Phänomen des Massentourismus, in dem mehr denn je die hedonistische Gleichschaltung herrscht, die Pasolini bereits vor über 50 Jahren anprangerte. Ebenso beleuchtet der Film die Lage der afrikanischen Flüchtlinge, die nach ihrer risikoreichen Flucht nach Europa meist an der Küste Italiens stranden. „Vor mir der Süden“ ist ein poetisches Zeitdokument, ein kaleidoskopisches Bild des heutigen Italiens geworden.
Vom Hafenarbeiter in Genua über die Migranten in der Barackenstadt, von der häkelnden alten Dame über die Schauspielerin und frühere Freundin von Pasolini bis hin zum politisch engagierten Rocker befragt der Regisseur die Menschen über ihr Leben, ihr Streben nach Glück, über den Zustand ihres Landes und nicht zuletzt über das, was von Pasolinis visionärem Denken heute noch spürbar ist. Mit demselben neugierigen und liebevollen, bisweilen schonungslosen Blick, der Pasolini eigen war, porträtiert auch Pepe Danquart die Personen und Orte, die seinen Weg kreuzen. Mit Pasolinis Aufzeichnungen von 1959 im Ohr dringt er mit der Kamera knapp 60 Jahre später ein in das Gassenleben der Dörfer und Städte, in die Menschenverlassenheit des Südens, in die rhythmische Monotonie der Industriegebiete, in das silberne Glitzern des Meeres.