Danquart/Schoch Die Duisburger Filmwoche ist das Festival des deutschsprachigen Dokumentarfilms und bietet darüber hinaus einen Einblick in die „theoretische Welt der Wirklichkeitsabbildung“. Mehr ein Kolloquium als ein Festival. Jeder vorgestellte Film wird anschließend in vorbereiteter Moderation mit dem Publikum diskutiert. Außerdem ein Ort, wo die Dokumentarfilmer auf Produzenten und Redakteure dieses Genres treffen und sich allabendlich mit KollegInnen austauschen können. Weiterhin wird für die teilnehmenden Studierenden eine Masterclass renommierter Filmemacher angeboten.
Die meist kurzen Filme Franks changieren zwischen Spiel- und Dokumentarfilm, es gibt keine ästhetische Kontinuität. Jeder ist anders, überraschend, spontan und direkt im Ausdruck. Viele haben, wie auch seine späteren Fotografien, einen deutlichen Bezug zum eigenen Leben. Eine Seminarreise entlang seiner Filme, die eine Mischung sind aus realer Darstellung, dem erzählerischen Potential fotografischer Sequenzen und der visuellen Poesie des Alltagslebens. Weiterführung des Seminars aus dem SoSe2010.
Als direkter Übergang vom Werk seines Zeitgenossen Robert Frank (mit dessen Filmen/Videos aus den 70iger und 80iger Jahren wir uns in den ersten Seminarstunden noch beschäftigen) werden wir uns dem anderen geistigen Vater des amerikanischen Independent-Films zuwenden: John Cassavetes. Der eigenwillige und innovative Einzelgänger, der mit bewegter Handkamera, gelegentlichen Unschärfen an Originalschauplätzen mit Laien Geschichten erzählte, die das amerikanischen Hollywood-Kino konterkarierten. „Ich mache gerne schwierige Filme, bei denen die Leute schreiend rauslaufen. Ich bin schließlich nicht in der Unterhaltungsbranche“ (John Cassavetes). Seine Filme handeln von ganz normalen Leuten, befreit von den Idealen wie Schönheit, Heldentum oder Tugendhaftigkeit. Er war ein Poet des Nichtperfekten, und seine Kunst erzählt von dem, wie es ist – nicht von dem, wie es sein sollte. Die Entstehungsgeschichte seiner Filme und deren Bedeutung bis heute steht im Fokus des Seminars.